Host mi?

Über die Begriffsvielfalt von Schnupftabaksgläsern

Philatelisten häufen Briefmarken, Wirtshaushocker Bierfilzln, Porzellanliebhaber Kaffeeservices an.

Ein Name – ein Begriff – ein Gegenstand. Da kennt sich ein Jeder aus, weiß Jeder, was gemeint ist.

Ich sammle Schnupftabakgläser. Mit solchen Kleinodien begann ich dereinst meine Sammelleidenschaft. Längst ist dieser Begriff in meinem sammlerischen Denken von einer Vielfalt von Bezeichnungen ersetzt worden.

Sie sind zu Schnupftabakflaschen geworden, der Sprachfaulheit der Sammler folgend einfach zu Tabakgläsern oder -flaschen. „Schnupf“ kann man sich schenken. Welcher Tabak sonst als Schnupftabak kommt in ein solches Behältnis?

In die Hosentasche allerdings kommt nur die Verniedlichungsform: das Glasl, das Flaschl. Nicht hochdeutsch Gläschen oder Fläschchen – da, wo man so von diesen Kleinodien spricht, werden Glasl und Flaschl nicht geblasen, nicht geschliffen, nicht graviert und nicht bemalt. Der heimatliche Klang klingt nur aus einem Glasl!

Dort, wo es Fläschchen und Gläschen gibt, heißen unsere lieb gewonnenen Schätze despektierlich Prisenflasche, Prisenpulle oder gar Schnupfpulverflasche. Lieblos, oder?

Das gemeine Schnupfervolk aber kennt noch einen anderen Namen mit sehr frühen Sprachwurzeln für seine Sammelstücke: das Bixl (man beachte auch hier die voller Zuneigung verwendete Verkleinerungsform !). Auch hier schenken sich Schnupfer und Sammler die Vorsilbe „Tabak“.

„Büchse“ - im Griechischen „pyxis“, im Lateinischen „puxis“ oder „buxis“ genannt - schließlich im Althochdeutschen „buhsa“ und im Mittelhochdeutschen „bühse“, bevor unsere heutige „Büchse“ entstanden ist, letztendlich das „Bixl“.

Alle bisher erwähnten gläsernen Schnupftabakbehältnisse – regional auch einfach „G'schirr“ genannt - werden alternativ auch als Schmalzlerglasl, -flaschl oder büchsl (-bixl) bezeichnet. Der Ursprung dieser Bezeichnungen läßt sich leicht aus der im „Woid“ , der traditionellen und einzigen „Bixlregion“, als „Schmalzler“ beschriebenen, im Towagscherm hergestellten Schnupferdroge herleiten.

Schnupftabakdose und Schnupfhorn sind hierzulande zwar auch legitime Formen der Schnupftabak- bzw. Schmalzleraufbewahrungsbehältnisse, haben aber mit dem gemeinen Tabakglas nichts zu tun.

Hingegen gehören die chinesischen Snuffbottles (noch ein Begriff für das gleiche Ding !) noch eher zum Sammelgebiet. Häufig allerdings kann man leichter Edelsteine und -metalle bunkern, als alte, zwischenzeitlich nahezu unbezahlbare, chinesische Tabakgläser.

Und nun der absolute Hammer: Sammler lassen die prägenden Namensbestandteile wie Glasl, Flaschl, Bixl, Schmalzler oder Tabak gänzlich weg, um ihre Prachtstücke zu beschreiben! Geht nicht? Und wie das geht! Da wird von einem wunderbaren Budderl, einer Birn, einer Geig'n, einem Schneemann, einer Neidfaust, einem Stiefel, einem Wetzstein, einem Schwartenmagen oder von einem Houd'n berichtet. Weiter weiß man was ein G'rissns, ein G'schleuderts, ein G'staubt's, ein G‘schnürlt‘s oder ein Mascherl ist. Und jedes Sammlerhirn hat sofort eine exakte Vorstellung von jedem dieser kleinen – nein, nicht Flakons – Bixln.

Wenn ihr nun, liebe Sammlerfreunde, im Turn- , Gesangs- oder Kegelverein oder in eurem Kurs in der Volkshochschule erzählt, dass ihr Tabak- oder Schmalzlerglasl oder -flaschl oder sogar Snuffbottles, letztlich Budderl usw. sammelt, seid ihr euch da sicher, dass eure Zuhörer wissen, wovon die Rede ist?

Es grüßt Euch in bixlerischer Sprachverwirrung

Charly