Schärpe

Künstler:
Herstellungstechnik(en):
402.jpg DSC05586.JPG

Das starkwandige kobaltblaue Transparentglasbüchsl wurde von Stefan Paukner sen. mit einem von ihm auch auf anderen Bixln bekannten tiefen Zierschliff ("Kreuzschliff") versehen. Für die Bänder benutzte der Glasschleifer lt. Heiner Schaefer einen besonderen Stein. Zuvor sind kreuzweise zwei Goldreliefdekore ausgeführt worden. Auf Trinkgläsern, Schalen etc. werden diese Dekore als "Goldätzkanten" bezeichnet. Dabei unterscheidet man "echte" von "imitierten" Ätzkanten. Bei den imitierten wird das Dekor mit Gold aufgedruckt und eingebrannt. Die hier vorliegende sehr  wertvolle echte Ätzkante, mit dem teueren Poliergold belegt, - auch "Minton - Borde" genannt - verlangt bei der Ausführung viel Erfahrung.

Ein Folienstreifen, auf welchem mit Asphaltlack das Dekor im Negativ aufgebracht ist, wird auf das Glas gepreßt. Sodann wird das restliche Glas mit einem Schutzlack bepinselt. Nach dem Entfernen der Folie bleibt lediglich das feine Dekor, welches in das Glas eingearbeitet werden soll, frei, d.h. ungeschützt von Asphalt, auf dem Glas. Nun wird das Glas mit Flußsäure - nur diese greift Glas an - oder einer flußsäurehaltigen Paste behandelt. Die freien Stellen werden dadurch abgetragen, wobei für die Tiefe des Dekors die Dauer der Säureeinwirkung entscheidend ist. Nach dem Ätzen muß das Glas penibel gereinigt werden, z.B. mit Benzin, bevor das Dekor mit Poliergold bemalt und dieses eingebrannt wird. Anschließend werden die erhabenen Stellen des Dekors poliert, die tief liegenden Partien bleiben matt. Dadurch tritt die Reliefierung besonders schön hervor.

Diese Verzierungstechnik - die u.a. auch auf Porzellan angewendet wird - ist bekannt als  "Theresienthaler Goldätzkante". Das Ätzverfahren ähnelt sehr dem sog. Stahlplattenumdruckverfahren, das bei der ehemaligen Fa. Rimpler, Zwiesel, angewendet und dort von der Glasmalermeisterin Katharina Stangl - Paukner ausgeführt worden ist (s.hierzu das Bixl "Mustang"). Weder die Manufakturen Theresienthal noch Moser, Böhmen (beide haben ihre Trinkgläser mit Goldätzkanten verziert) haben Schnupftabakgläser hergestellt oder veredelt. Frau Stangl - Paukner als Veredlerin mit dieser Technik hat mir ihre Urheberschaft sowie die ihres Ehemannes als Schleifer 2019 bestätigt. Das Bixl ist in den 1990er Jahren entstanden. Geblasen hat es Heinz Schuster, Christinenhütte.

9,2 cm x 6,7 cm x 2,3 cm